“Wenn ich mein Abitur geschafft, den richtigen Beruf erlernt, viel Geld auf meinem Konto habe, glücklich verheiratet bin, mit zunehmendem Alter meine ideale Figur behalte und regelmäßig in den Urlaub fliegen kann…dann werde ich glücklich sein…“ Solche oder ähnliche Gedanken bestimmen unseren Alltag, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Wir glauben, wenn wir erst einmal erfolgreich sind, dann werden wir auch automatisch glücklich sein. Und so sieht die Lebensplanung bei vielen Menschen auch aus: sich anstrengen und stressen, damit der ersehnte Erfolg eintrifft. Das Glück wird nur nach hinten verschoben. (Bild: Jeanette Dietl/fotolia.com)
Lehnen Sie sich zurück und machen Sie eine kleine Reise in Ihre Vergangenheit. Was haben Sie in Ihrer Jugend immer wieder gehört? (Bild: Sunny Studio/Fotolia.com)
"Sieh zuerst, dass Du glücklich bist, um dann erfolgreich zu werden"
oder
"Erarbeite Dir einen angesehenen Platz in der Gesellschaft, damit Du glücklich wirst."
Es ist bitter, nicht erfolgreich zu sein. Aber es ist noch bitterer, erfolgreich und unglücklich zu sein.
Haben Sie sich jemals gefragt, warum es so viele Menschen gibt, die scheinbar alles im Leben haben, was es zum Glücklichsein braucht? Sie sind angesehen, reich, haben Familie, fahren schöne Autos und leben in einer schönen Gegend. Dennoch können sie ihren Erfolg nicht feiern, weil sie schlichtweg nicht glücklich sind. Diese Menschen haben einen einfachen, aber wichtigen strategischen Denkfehler gemacht, indem sie einen an und für sich richtigen Gedanken falsch zu Ende gedacht haben. Der richtige Grundgedanke besteht darin, dass beruflicher Erfolg darauf beruht, eine Sache wirklich gut zu machen. Max Verstappen etwa ist erfolgreich, weil er es versteht, am schnellsten mit einem Formel-1-Rennwagen zu fahren. Der folgenschwere Denkfehler vieler Menschen besteht nun in der Annahme, dass Dinge, die erfolgreich machen, auch automatisch glücklich machen.
Falsch getippt!
Halten Sie sich einmal bewusst zwei Sachen vor Augen:
- Manche Dinge mache ich gut, manche mache ich weniger gut.
- Manche Dinge mache ich gern, manche mache ich ungern.
Es gibt nun vier verschiedene Kombinationen, die alle in unterschiedliche Richtungen führen. Die ersten beiden sind einfach zuzuordnen (Bild: cartoonresource/Fotolia.com). Nur die richtige Kombination von Grundgedanken führt zum persönlichen Erfolg.
1. Was ich schlecht und ungern mache.
Eine ganz liebe Freundin organisiert sehr schlecht und äußerst ungern. Eine professionelle Event-Managerin organisiert Veranstaltungen für über 3.000 Personen auf höchstem Niveau mit großer Leichtigkeit. Die erste hingegen vergisst sogar, eine Torte für ihre eigene Geburtstagsfeier zu bestellen. Organisieren macht ihr einfach keine Freude und das Ergebnis ist meist katastrophal. Fazit: Was ich schlecht und ungern mache, führt auf direktem Weg zu Frustration.
2. Was ich gut und gern mache.
Der Opernsänger Jonas Kaufmann bekannte in einem Interview, dass ihm sein diesjähriger Auftritt als Don José auf der Bühne der Chorégies d´Orange so viel Spaß gemacht hätte, dass er es nicht fassen konnte, für diese Arbeit auch noch bezahlt zu werden. Das Publikum war hingerissen und er bekam Minuten langen Applaus. Fazit: Was ich gut und gerne mache, ist die Grundlage meines persönlichen Erfolgs.
Bis jetzt war es einfach, die richtigen Schlüsse zu ziehen. Spannend wird die Betrachtung der zwei verbleibenden Kombinationen, weil hier viele Menschen entscheidende strategische Fehler begehen.
3. Was ich gut und ungern mache.
Ein Freund von mir ist ein begnadeter Unternehmer. Er führt ein nobles Hotel, welches er aus dem Nichts aufgebaut hat, besitzt eine Catering Firma und beschäftigt sich nebenbei mit Weinhandel. Alles sehr erfolgreich. Als ich ihn eines Tages fragte, welche Tätigkeiten er am liebsten ausübt, meinte er mit grimmiger Miene: „Unter uns gesagt: gar keine. Ich hasse alles, was ich mache. Meine Unternehmen dienen nur dazu, dass ich mich in einigen Jahren zur Ruhe setzen kann, um endlich das zu machen, was ich wirklich tun will.“ In der Kombination „gut und ungern“ arbeiten ganz viele Menschen. Sie sind höchst erfolgreich mit Dingen, die sie nicht lieben. Sie unterliegen der Verlockung von Äußerlichkeiten, wie Geld, Macht und Status. Viele dieser Menschen haben schon als Kind immer das gemacht, was ihnen von ihren Eltern das größte Lob eingebracht hat. Danach haben sie sich bemüht, als Schüler bei Prüfungen das wiederzugeben, was ihnen ihre Lehrer vorgebetet haben. Jetzt haben sie einen Chef, der ihnen sagt, was zu tun ist. Sie haben niemals die Fähigkeit entwickelt, auf ihre eigene innere Stimme zu hören und das zu machen, was ihnen selbst wirklich gefällt. Die meisten halten das etwa zehn bis 15 Jahre ihres Berufsleben durch. Im Alter zwischen Ende 30 und Anfang 40 schlittern viele von ihnen in eine tiefe Lebenskrise. Fazit: Was ich gut und ungern mache, treibt mich früher oder später ins Burn-Out.
4. Was ich schlecht und gern mache.
Eine liebe Bekannte singt unglaublich gerne. Das Problem ist nur, dass Ihr Gesang für alle klingt wie das Geräusch einer Katze, auf deren Schwanz man getreten ist. Sogar ihr Lebensgefährte hat sie gebeten, aus Rücksicht auf die Familie nicht mehr unter der Dusche zu singen. Das Feedback ihrer Mitmenschen ist so überwältigend negativ, dass jeder vernünftige Mensch die Finger vom Singen lassen müsste. Sie sagt jedoch: „Es ist mir ganz gleichgültig, was die anderen von meinem Gesang halten. Es geht mir nicht darum, eine Leistung zu erbringen. Ich finde es schön, wie ich singe und es macht mich einfach glücklich. Ich muss nur darauf achten, dass niemand in meiner Nähe ist.“ Fazit: Was ich schlecht und gern mache, führt mich zum persönlichen Lebensglück.
So nun sind Sie daran! Wie steht es bei Ihnen?
Eine einfache Übung
Der eigene Weg zu beruflichem Erfolg und persönlichem Lebensglück führt über eine einfache Übung:
1. Schreiben Sie alle Tätigkeiten auf, die Sie jemals gemacht haben.
2. Bewerten Sie die Tätigkeiten auf einer Skala von 0 bis 10:
a.) Wie gut mache ich das?
b.) Wie gern mache ich das?
3. Tragen Sie die Werte in die einzelnen Quadrate ein und schaffen Sie nun Klarheit!
a) Was Sie schlecht und ungern machen: Eliminieren Sie es aus Ihrem Leben. Lassen Sie jemanden anderen Ihre Geburtstagsfeier organisieren. Bezahlen Sie andere, wenn sich sonst niemand findet.
b) Was Sie gut und ungern machen: Entweder eliminieren Sie es aus Ihrem Leben, oder fragen Sie sich: Wie kann ich das tun, damit ich es gern mache?
c) Was Sie schlecht und gern machen: Lassen Sie sich von niemandem davon abhalten. Wenn Sie möchten, können Sie diese Fähigkeit auch entwickeln, etwa indem Sie Gesangsstunden nehmen. Es ist jedoch völlig in Ordnung, wenn Sie die Fähigkeit nicht verbessern wollen. Sie tun es aus Liebe und nicht für Leistung, Anerkennung oder äußerliche Erfolge.
d) Was Sie gut und gern machen: Was sich in diesem Quadrat befindet, bildet die Grundlage Ihres Erfolgs. WAS Sie für ein erfolgreiches und glückliches Leben tun sollten, ist damit klar. Nun geht es ausschließlich um die Frage, WIE und WO Sie diese Fähigkeit einsetzen müssen, um Ihre Ziele zu erreichen.
Career Success: was Sie gut und gern machen bildet die Basis für Ihren persönlichen Erfolg.
Vielleicht entdecken Sie bei dieser Übung, dass es in vielen Fällen einfacher ist, eine Fähigkeit zu entwickeln, die Sie gern ausüben, als Zuneigung für etwas neu zu entwickeln, selbst wenn Sie es schon gut beherrschen. Es ist leichter, mit Freude in den Gesangsunterricht zu gehen, als ein uninteressantes, wenngleich florierendes Business lieben zu lernen. Vielleicht erkennen Sie auch, dass es in Ihrem Leben nur wenige Dinge gibt, die Sie wirklich lieben. Sie werden sogar bis in Ihre Kindheit zurückgehen, bevor Sie sich an etwas erinnern, das Ihnen zuletzt wirklich Spaß gemacht hat. Meistens wurde Ihnen Ihre größte Freude von Eltern oder Lehrern ausgeredet, weil Sie es nicht gut beherrschten. In guter Absicht haben Ihnen die Erwachsenen damit den Weg zum persönlichen Lebensglück genommen.
Wer glücklich und erfolgreich sein will, braucht Mut und Konsequenz, um nur noch Dinge zu tun, die er wirklich liebt. Denn erst die Liebe gibt dem Erfolg einen Sinn. (Bild: Ben Burger/fotolia.com)
Also los geht´s. Begeben Sie sich auf die Suche nach Ihrer persönlichen Schatztruhe!
Es ist nie zu spät!
Herzlichst
Ihr Didier Morand
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Hallo. Vielen Dank für den wirklich interessanten Artikel. In der Wirtschaftswoche vom 19. Juni 2016 gab es auch zum Thema Erfolg einige Beiträge: http://weiter-lesen.net/1937/deinen-erfolg-sichern/ Meiner Meinung nach gehört zum Erfolg, Dinge zu tun, die einem liegen, die man idealerweise sogar liebt und nicht zu früh aufzugeben! Und ohne eine gewisse Disziplin geht es meisten auch nicht!