Hotellerie und Gastronomie: Attraktiver Arbeitgeber?

„Schulen Sie meine Mitarbeiter im Verkauf! Eine Stunde muss reichen!“  Soweit der O-Ton eines Unternehmers in der Hotellerie.  „Schließlich haben wir das schon mal vor zwei Jahren gemacht!“
Ja, ich weiß, dass ich jetzt ein heißes Pflaster betrete, und einige werden sich darüber ärgern. Doch hoffe ich, dass auch einige darüber nachdenken…

Mitarbeitermangel in der Hotellerie und Gastronomie

Es vergeht fast keine Woche, in der mich nicht ein Anruf, bzw. Notruf erreicht, dass wieder eine(r) gekündigt hat, krank geworden oder einfach nicht mehr gekommen ist!  Was tun? Wo Ersatz finden? Und das so schnell wie möglich!

Was ist passiert? Wieso haben wir einen so eklatanten Mitarbeiter-Mangel in der Branche?

Sie haben Recht. Die Arbeitszeiten mit Wochenendarbeit, Spätschichten und Feiertagsarbeit sind nicht besonders attraktiv in der Hotellerie und Gastronomie. Doch diese Aspekte teilen wir uns mit anderen Branchen der Dienstleistung – Alten- und Krankenpflege, sowie Unternehmen, die in Schichten- und am Wochenende arbeiten.
Auch der Rückgang der Jahrgänge ist eine weitere Ursache, dass nicht mehr so viele nachkommen und diese sich ihre Ausbildungs- und Arbeitsplätze regelrecht aussuchen können. Und wenn, wechseln viele nach der Ausbildung in eine andere Branche.
Die Entlohnung? Nun ja, sie ist auch nicht sonderlich bereichernd, vergleicht man sich z.B. mit Deutschlands Lieblingsbranche – der Automobilindustrie.

Also, eine Menge Faktoren, die gegen eine Arbeit in unserer Hotellerie- und Gastronomie-Branche sprechen. Doch sind das tatsächlich die wahren Ursachen? Ich würde sagen: Jein! – und noch einen Schritt weitergehen.
Will sagen, dass wir vieles verursacht, doch auch ganz vieles in der Hand haben!

Eine Ursache für den Mitarbeitermangel sind wir selbst. Wir, die Unternehmer in der Hotellerie und Gastronomie.

An dieser Stelle will ich Sie respektvoll fragen – was tun wir für die Motivation und das Engagement unserer Mitarbeiter?
Und bitte sagen Sie nicht das gleiche, wie bereits oben beschrieben!

Es ist eine Binsenweisheit und Plattitüde – Erfolgreiche Unternehmen beschäftigen engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dabei gilt die Regel: Geld alleine ist nicht Alles!

Es stimmt! Viele Studien, und auch meine Erfahrung zeigen, dass es auf vier wesentliche Themenfelder ankommt:

Nehmen Sie sich bitte die Zeit, und – Hand auf´s Herz – gehen Sie Punkt für Punkt die einzelnen Kriterien der vier Themenfelder durch. Was bieten Sie? Und inwieweit liegt es an Ihnen daran zu arbeiten und zu gestalten?
Ich würde die Region zuerst mal aussparen. Sie sind, wo sie sind. Frei nach dem Motto: Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist!

Doch bei den anderen drei Themenfeldern liegt ganz viel in Ihrer Hand, in Ihrem Tun. 

Ein wesentlicher Punkt ist, aus meiner Sicht, die Attraktivität Ihres Unternehmens, sprich: Ihr Image.

Kennen Sie Ihr Image in der Region? Ich meine nicht das, was Sie offiziell  von sich sagen. Sondern das was andere von Ihnen sagen. Es ist elementar das zu wissen und ständig an der Glaubwürdigkeit der Aussagen nach außen arbeiten.

Sollten Sie ein mittelständisches, privat geführtes Hotel sein, könnte es sein, dass Sie sagen: Was kann ich denn schon Besonderes für Mitarbeiter bieten?

Nun, allen Mittelständlern will ich an dieser Stelle was mitgeben, was in Umfragen kleine und mittelständische Unternehmen für viele Menschen (auch junge) attraktiv macht:

• menschliche Nähe (beruflich und privat) – seien Sie nahbar als Chef!
• familienähnliche Strukturen 
• flache Hierarchien (direkter Kontakt zwischen Chef und MitarbeiterIn)
• Arbeitsplätze auch außerhalb der Ballungszentren
• Arbeit in der Region
• krisenresistente Arbeitsplätze (Traditionsbetrieb)
• unkomplizierte und flexible Gestaltung der Arbeitsabläufe und Prozesse
• Sicht auf das Ganze
• überschaubar

Fangen Sie an, an Ihren Stärken zu arbeiten, bauen Sie sie aus! Sprechen Sie darüber und stellen Sie sich dar. Sie werden sehen, man wird aufmerksam auf Sie und sicher attraktiv als Arbeitgeber.

Herzlichst
Ihre
Brunhilde Fischer