Die so oft gestellte Frage: Wie geht es weiter?
Nur noch wenige Wochen, dann ist auch 2020 Vergangenheit. Was für ein turbulentes Jahr! Welche Dynamiken und Vollbremsungen! Ein Meer, nein, ein Ozean von Wechselgefühlen.
Unsere Branche – die Hotellerie und Gastronomie – ist eine der am stärksten betroffenen Wirtschaftsbereiche in der Corona-Pandemie. Die Lockdown-Maßnahmen der Regierung bedingen immer öfter die berechtigte Frage: Wie geht´s 2021 weiter?
Wie viele von Ihnen wissen, die diesen Artikel lesen, bin ich täglich, wöchentlich und monatlich bei Ihnen in den Hotel- und Gaststättenbetrieben. Gemeinsam mit den UnternehmerInnen haben wir in den letzten Monaten enorm viele Maßnahmen auf den Weg gebracht, die Wochen später, einen Tag später, manchmal schon Stunden später, über den Haufen geworfen wurden.
In den letzten Tagen habe ich mal wieder eine Zahlenplanung für einen Stakeholder angepasst. Im Vorgespräch ging es darum, die Rentabilität der Umbaumaßnahme darzustellen. Doch wie kann ich diese Zahlen gewährleisten? Was wird kommen? Wie geht es weiter?
Diese Fragen stellen sich sicherlich viele von Ihnen, nicht nur ich!
Dabei gibt es zwei große Fragenkomplexe, die mich bewegen: Wie wird sich das Gästeverhalten kurz- und mittelfristig verändern? Und: Wie werden die gemachten Schulden, sowohl vom Staat als auch von den Betrieben, bewältigt werden können (Stichwort Preis- Steuererhöhungen, oder Inflation)?
Nun, auf beides gibt es aktuell noch keine fundierten durch Umfragen, Studien oder Statistiken belegten Antworten. Das Gästeverhalten im Sommer hat vielen unserer Betriebe ein sehr starkes Sommer- und Frühherbstgeschäft gebracht, viele Gastronomien haben Rekordumsätze erreicht. Doch nicht alle haben vom Urlaubsboom und der Freizeit- und Freiluftlust der Deutschen (Europäer) profitiert. Geschäfts- Tagungs-/Seminarhotels, Veranstaltungshotels sowie Städtehotels hatten ein schlechtes bis sehr schlechtes Jahr (und nicht nur sie).
Und nun, mit dem zweiten Teil-Lockdown für Hotels und Gastronomien, sind die Aussichten auf einen doch noch einigermaßen guten Jahresabschluss zunichte gemacht worden. Viele stehen buchstäblich, also finanziell, vor dem Aus!
Daher drängt sich die anfangs gestellte Frage förmlich auf: Wie geht es weiter?
Im Groben habe ich eine Zukunfts-Vorstellung während der Pandemiezeit. Das Auf und Ab wird solange praktiziert, bis einigermaßen adäquate Medikamente zur Behandlung oder ein guter Impfstoff gegen Corona am Markt ist. Sicherlich werden die Maßnahmen der Eindämmung weiter verfeinert und angepasst.
Eines MÜSSTE unbedingt JETZT geschehen – eine Form der Kommunikation finden, die Hoffnung, Lösungen und Perspektiven aufzeigt.
Zu viele Menschen haben sich mittlerweile in Resignation, Angst, Unsicherheit, Aggression und Protest, jedoch auch Unverantwortung zurückgezogen, überlassen die Verantwortung den Politikern und anderen.
Das ist mit Sicherheit NICHT das, was wir von einer zukünftigen sozialen und verantwortungs-bewussten Gesellschaft (und Menschen) erwarten und wollen.
Ich glaube tatsächlich, dass viele von uns mehr denn je verstanden haben, wie wichtig uns Demokratie, Meinungsfreiheit und die Würde des Menschen sind. Vor allen Dingen habe ich mich gefragt, welche Eigenschaften, welche innere Haltung wichtig ist, um mit all den emotionalen Herausforderungen der letzten Monate gut und psychisch unbeschadet fertig zu werden.
Dabei ist mir immer wieder das Wort Resilienz eingefallen.
Resilienz beschreibt die Stärke, mit Krisensituationen fertig zu werden und umfasst Potenziale wie Emotionssteuerung, Empathie, Impulskontrolle, Kausalanalyse, realistischer Optimismus, Selbstwirksamkeit, Zielorientierung, Netzwerkorientierung, Vermeiden der Opferrolle, Anpassungsfähigkeit, Integrationsfähigkeit, Übernahme von Verantwortung.
Ein wahrliches Feuerwerk an Eigenschaften und inneren Haltungen!
Das alles gilt nicht nur für einzelne Individuen, sondern auch für Unternehmen und andere Gruppierungen wie Politiker und Führungskräfte. Denn insbesondere das Verhalten dieser zuletzt genannten Gruppierungen hat enormen Einfluss auf das zukünftige Verhalten der Mitmenschen, also unserer MitarbeiterInnen, unserer Gäste und deren Verhalten, z.B. Reiseverhalten!
Doch schauen wir uns mal ganz genau an, auf welchen Säulen die Resilienz steht:
Die 7 Säulen der Resilienz
Der Optimismus
Selbst in schweren Lebenskrisen optimistisch zu bleiben, fällt oft nicht leicht. Doch kann dies als eine Art von „Notwehr“ angesehen werden, sich nicht unterkriegen zu lassen. „Am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende“, heißt es bei Oscar Wilde. Dieses Zitat könnte als Sinnbild des Optimisten gelten. Auch in trostlosen Momenten etwas Gutes zu sehen, kann Wunder wirken.
Die Akzeptanz
„Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist“, war einer der Lieblingssprüche meiner Oma. Er zeigt ihren Optimismus, jedoch auch die Fähigkeit den Dingen ins Auge sehen. Erst, wer das eigene Schicksal akzeptiert, kann damit beginnen, die anstehenden Probleme in Angriff zu nehmen. Gegen Dinge anzukämpfen, die nicht zu ändern sind, verzehrt Kraft, die wir gerade in Krisenzeiten benötigen.
Die Lösungsorientierung
Aus dem Optimismus und der Akzeptanz ergibt sich die dritte Säule der Resilienz: Die Lösungsorientierung. Persönlichkeiten, die darüber verfügen, lassen sich durch problematische Situationen nur geringfügig aus der Ruhe bringen. Sie sehen sie eher als Herausforderung. Sie sagen und fragen sich eher: „Jetzt hat es mich getroffen, was kann ich jetzt tun, um aus dieser Situation möglichst unbeschadet herauszukommen?“. In jeder noch so schwierigen Situation handlungsfähig zu bleiben, ist das Ergebnis von Lösungsorientierung.
Die Opferrolle verlassen
Ja, auf die Lösungsorientierung folgt die Handlung. Nur der, der die Dinge in die Hand nimmt, wird auch handlungsfähig. Wer sich als Opfer sieht, fühlt sich ohnmächtig und alleine gelassen. Nur wer es schafft, diese Opferrolle aufzugeben, der beginnt beinahe automatisch, handlungsfähig zu werden. Sich selbst zu bedauern, wirkt selbstverletzend und verbaut den Weg nach vorne zu sehen.
Die Verantwortung übernehmen
Anderen die Schuld zu geben, ist einfach. Den eigenen Anteil an einer Krise (Situation) zu sehen ist sehr wichtig. Doch sich selbst zu zerfleischen oder in Resignation zu verfallen ist die falsche Strategie. Ziel ist es, realistisch einzuschätzen, welchen Teil man selbst zur gegenwärtigen Krise beigetragen hat. Dabei kann die nächste Säule helfen: Ein Sicherheitsnetz von guten Freunden.
Netzwerke aufbauen
Sich anderen Menschen anzuvertrauen und engere Bindungen einzugehen, kann das eigene Selbstwertgefühl massiv steigern und dazu beitragen, Krisen gelassener zu überstehen. Es kostet viele Menschen jede Menge Überwindung, andere um Hilfe zu bitten. Doch wer Freunde im Hintergrund hat, die wie ein Fels in der Brandung hinter einem stehen, erlangt innere Stärke. Einsamkeit hingegen führt zu immer stärkerem Rückzug.
Die Zukunft planen
Auch dazu gibt es einen wunderbaren Spruch: „Planung ist das halbe Leben“. Vorausblickendes Denken und Handeln trägt dazu bei, plötzlich auftretende Probleme leichter zu überwinden. Resiliente Persönlichkeiten denken schon in positiven Zeiten darüber nach, was sie tun würden, wenn Situationen wie Verschuldung, Scheidung oder eine schwere Erkrankung eintreten würden.
Denken Sie bitte über die sieben genannten Säulen der Resilienz nach!
Wenn ich Menschen kennenlerne, achte ich darauf, wie sie kommunizieren, insbesondere, wie sie sich verhalten. Wie gehen sie in ihren Unternehmen vor und wie gehen sie mit ihrem Mitmenschen um. Wie verhalten sie sich in ihrem TUN! Denn nicht, WAS sie sagen, ist ausschlaggebend, sondern wie sie sich dabei verhalten und was sie tun, ist entscheidend!
Ich wünsche Ihnen und mir, dass wir stets das TUN hinter den Worten erkennen und dies uns als Orientierung dient. Die sieben Säulen der Resilienz könnten Erkennungsmerkmale im TUN sein und uns alle ein großes Stückchen weiterbringen!
Herzlichst
Ihre
Brunhilde Fischer
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Die Hoteliers und Gastronomen stellen sich hier momentan folgende Fragen:
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